Multiplikatorenschulung zu "Alltagskompetenzen"
Grundschullehrkräfte und Referentinnen fortgebildet
Anna Scheidel vom AELF Ingolstadt-Pfaffenhofen
Was braucht das Salatpflänzchen zum Wachsen? Kann ich den Joghurt noch essen, wenn das Mindesthaltbarkeitsdatum überschritten ist? Antworten auf diese und ähnliche Fragen liefern verschiedene Lernprogramme, die zum Erwerb von Alltagskompetenzen im Grundschulalter beitragen.
„Alltagskompetenzen“ ist fester Bestandteil des LehrplanPLUS. Wie sich das Thema kindgerecht umsetzen lässt und welche Lehrmaterialien es gibt, erfuhren im Januar 2025 Grundschullehrkräfte und Referentinnen bei einer sogenannten Multiplikatorenschulung vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Ingolstadt-Pfaffenhofen a. d. Ilm.
Theorie & Praxis verbinden
In einer ganztägigen Multiplikatorenschulung stellte das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Ingolstadt-Pfaffenhofen fünf Lernprogramme vor, die im Rahmen der Projektwoche „Schule fürs Leben“ die Alltagskompetenzen von Grundschulkindern fördern. Elf Grundschullehrkräfte und Referentinnen aus Pfaffenhofen, Ingolstadt und Umgebung zeigten sich von diesen Umsetzungsmöglichkeiten begeistert. Als langjähriger Kooperationspartner unterstützte Jutta Adler vom Regionalmanagement IRMA e.V. die Veranstaltung sowohl personell als auch finanziell.
"Ich helf zu Hause"
Nach einer kurzen Einführung zum Lernprogramm „Ich helf zu Hause“ durch Marina Achberger vom AELF Ingolstadt-Pfaffenhofen schlüpften die Teilnehmerinnen in die Rolle der eigenen Schüler und erkundeten fünf Lernstationen in der Praxis. Sie wischten die mit Brösel und Lebensmittelfarbe verschmutzen Tische sauber und kontrollierten das Ergebnis mit Löschpapier. Außerdem gab der digitale Waschbär Fritzi hilfreiche Tipps zur richtigen Beladung der Spülmaschine. In einem Rollenspiel standen die Umgangsformen beim Essen und Trinken im Mittelpunkt. „Gerade beim gemeinsamen Mittagessen in der Ganztagsschule fällt auf, dass einige Kinder großen Nachholbedarf zum Thema Tischmanieren haben. Da kommt dieses Modul zum Verhalten am Tisch gerade richtig!“, bestätigte eine Grundschullehrerin. Das vom Kompetenzzentrum für Hauswirtschaft entwickelte Programm vermittelt hauswirtschaftliche Kompetenzen kindgerecht und mit Spaß.
„Wir sind Lebensmittelfreunde“
Das zweite Lernprogramm „Wir sind Lebensmittelfreunde“ drehte sich um die Vermeidung von Lebensmittelverschwendung. „In Bayern landen jährlich rund 65 kg Lebensmittel pro Person im Müll. Hier müssen wir dringend aktiv werden!“, fand nicht nur Anna Scheidel, die das Programm den Teilnehmerinnen vorstellte. „Wir sind Lebensmittelfreunde“ sensibilisiert Schulkinder für den wertschätzenden Umgang mit Lebensmitteln. „Heutzutage haben viele Kinder keinen Bezug mehr zur Landwirtschaft. Um ihnen den Arbeitsaufwand, der hinter der Lebensmittelproduktion steckt, zu verdeutlichen, nehmen die Schülerinnen und Schüler die gesamte Wertschöpfungskette unter die Lupe.“ erklärte Stilla Hartmann vom AELF Ingolstadt-Pfaffenhofen.
Bis ein Brot auf dem Tisch landet, muss zunächst Getreide gesät, geerntet und verarbeitet werden – viel Aufwand, der im Rahmen des Programms deutlich wurde. Jeder kann einen Beitrag leisten: so muss ein Lebensmittel mit abgelaufenen Haltbarkeitsdatum noch lange nicht schlecht sein. Außerdem lernen Schulkinder die richtige Lagerung von Lebensmitteln kennen und können das direkt zu Hause anwenden. Zum Schluss erhalten die Schulkinder den „Lebensmittelretter-Führerschein“.
Erlebnis Bauernhof
Weiter ging es mit dem bewährten Programm Erlebnis Bauernhof. Mit dem Ausflug auf einen Bauernhof gelingt es, den Schulkindern die Bedeutung der heimischen Landwirtschaft zu verdeutlichen, indem sie aktiv werden und anpacken dürfen. „Wenn die Kinder selber die Kühe füttern und dabei von der Kuh mit der rauen Zunge abgeschleckt werden, ist das immer ein besonderes Erlebnis. Das behalten die Kinder in positiver Erinnerung“, erklärte Sonja Fäustlin, die am AELF Ingolstadt-Pfaffenhofen Ansprechpartnerin für „Erlebnis Bauernhof“ ist. In Bayern nahmen bereits rund 576.000 Schülerinnen und Schüler an dem Programm, das seit 2012 läuft, teil. Lehrkräfte, die sich für dieses Programm interessieren; können in der Umgebung landwirtschaftliche Betriebe suchen, die für den Besuch von Schulklassen qualifiziert sind.
Sinnesparcours
Mit allen Sinnen – lautete das Motto des nächsten Lernprogramms: die Teilnehmerinnen ertasteten die in Fühlsäckchen versteckten Lebensmittel und zeigten bei der Riechstation ein feines Näschen. Der Sinnesparcours verdeutlichte außerdem, wie sehr wir uns vom Sehsinn beim Essen leiten lassen. Da schmeckte der rot gefärbte Apfelsaft tatsächlich wie Trauben- oder Kirschsaft und der grün gefärbte Apfelsaft plötzlich nach Waldmeister oder Kiwi.
„Wissen wie’s wächst und schmeckt“
Beim Lernprogramm „Wissen wie’s wächst und schmeckt“ säen und pflanzen Schulkinder Gemüse und Kräuter. Das lange Warten, bis die ersten Blätter zu sehen sind und die wochenlange Pflege der Pflänzchen wird mit der Ernte belohnt. „Den Kindern wird einmal mehr bewusst, wie viel Arbeit in so einem Radieschen steckt.“, erklärte Stilla Hartmann. Außerdem erfahren sie so, woher Lebensmittel kommen.
Impulse und Ideen
Fünf verschiedene Programme zeigten den Teilnehmerinnen, wie sie die Durchführung der Projektwoche „Schule fürs Leben“, die vom Bayerischen Staatsministerium für Unterricht und Kultus finanziert wird, gestalten können. Neben dem umfangreichen Schulungsmaterial und zahlreichen Impulsen hatten sie nun auch neue Kontakte zum kollegialen Austausch und zur Vernetzung im Gepäck. Teilnehmerin Hildegard Ponetsmüller zog ihr Fazit: „Die Fortbildung "Schule fürs Leben" war ein in sich sehr gut vorbereitetes und ausgeführtes Konzept, das noch die nächsten Tage nachhallen wird. Ich fand alle Module sehr ansprechend und interessant. Eine rundum gelungene Veranstaltung.“