Mehr Biodiversität - weniger Pflanzenschutzmittel
Beisaaten in Raps

Seit 2014 werden im Landkreis Pfaffenhofen Versuche unternommen, Beisaaten in Winterraps zu etablieren. Beisaaten bringen dem Landwirt mehrere Vorteile: die Zahl der Insektizid-Behandlungen kann reduziert werden, zudem wird dem Boden Stickstoff zugeführt.

Ursprünglich wurde in Frankreich versucht mit den Beisaaten Rapsschädlinge, vor allem den Rapserdfloh von seiner Fraßtätigkeit an den jungen Rapspflanzen abzuhalten. Dies gelingt jedoch nicht immer, aber die Zahl der Insektizid-Behandlungen im Herbst lässt sich in vielen Jahren reduzieren oder ist - in Abhängigkeit vom Standort - sogar überflüssig.

Scheyern: Gelungener Versuch im Herbst 2022

Anfang November 2022 wurde der Demoversuch `Beisaaten Raps` auf dem Betrieb Zehetmayr in Scheyern der Öffentlichkeit vorgestellt. Auf dem Feldstück wurden - zusätzlich zur Nullparzelle - sieben unterschiedliche Beisaatmischungen ausgebracht.
Alle Interessierten, die am Ortstermin nicht teilnehmen konnten, haben weiterhin die Möglichkeit, die Versuchsfläche zu besichtigen. Jede Parzelle ist mit den Mischungskomponenten beschildert.

Demobetrieb Zehetmayr - Link für die Anfahrt (via BayernAtlas) Externer Link

Leguminosen sammeln Luftstickstoff

Beisaaten in Raps, die zum überwiegenden Teil aus Leguminosen bestehen, liefern je nach Herbstentwicklung bis zu 30 kg N/ha. Dieser steht nur zum Teil im Herbst zur Verfügung und kann nicht immer verhindern, dass der Raps bei üppiger Herbstentwicklung bis zum Winter an Stickstoffmangel leidet. Der große Vorteil des Leguminosen Stickstoff ist, dass er sich im Boden bis in einer Tiefe von ca. 25 cm befindet und bei Frühjahrstrockenheit den Rapspflanzen aufgrund der Bodenfeuchte zu Verfügung steht. Mineraldünger liegt bei Trockenheit unwirksam auf der Bodenoberfläche.
Knöllchenbakterien an Platterbsen

Foto: Stadler

Knöllchenbakterien an Ackerbohne

Foto: Stadler

Rapsbestand mit Beisaatmischung im Herbst

Rapsbestand mit BeisaatmischungZoombild vorhanden

Foto: Stadler

Ein weiterer nicht zu unterschätzender Vorteil von Beisaaten ist die schnellere Bodenbedeckung durch mehr Pflanzen je Quadratmeter. Die unterschiedlichen Pflanzen haben unterschiedliche Wurzelsysteme und -ausscheidungen. Dadurch ergeben sich positive Einflüsse auf das Bodenleben und die Bodenstruktur ähnlich wie wir sie vom Kleegrasanbau her kennen. Auf Flächen mit mehr „Grün“ wird auch mehr assimiliert, sprich Energie in den Boden gepumpt. Diese Kohlenstoffverbindungen dienen auch zum Humusaufbau und sind somit ein Baustein der Bodenfruchtbarkeit.
Je nach Mischungspartner sehen die Bestände im Herbst unterschiedlich aus.

Herbstentwicklung 2022

Die Bestände wurden durch die Beisaaten nicht in der Entwicklung gehindert

Entwicklung Mai 2023

Bessere Durchwurzelung bei ungleichmäßig aufgelaufenen Rapsbeständen

Auf stark wechselnden Böden erfüllen die Beisaaten eine weitere Funktion der Bodenverbesserung. Da Raps im Herbst nur gedeiht, wenn er eine gute Pfahlwurzel entwickeln kann und damit die Nährstoffaufnahme gesichert wird, sind auf vielen Flächen oft ungleichmäßige Bestände anzutreffen. In diesen Fällen können die „autark“ also nicht auf mineralisierten Stickstoff angewiesenen Leguminosen trotzdem gut gedeihen. Sie durchwurzeln den Boden, brechen Bodenverdichtungen auf und liefern zusätzlich Nährstoffe für die kümmernden Rapspflanzen.
Ungleichmäßiger Rapsbestand

Foto: Stadler

Sehr gut ausgebildete Rapswurzel im Herbst

Foto: Stadler

Eine Bodenverbesserung findet nur auf belebten/bewachsenen Böden statt. Dies ist zurückzuführen auf die Interaktion von Photosynthese, Wurzelausscheidungen, Nährstoffaufschluss und dem Bodenleben in seiner ganzen Vielfalt.

Übersicht der verwendeten Mischungen und Aussaattechnik

Die nachfolgend aufgeführten Mischungen wurden im Zuge der Rapsaussaat mit einem Kleinkornstreuer ausgebracht. Dies erspart Zeit und ist sehr effektiv. Werden ausschließlich großkörnige Leguminosen verwendet, dann können diese vor der Rapsaussaat mit dem Düngerstreuer großflächig ausgebracht werden.

Päckchen mit Saatgut und Pflanzen

Die verwendeten Saatmischungen

Sämaschine mit  Kleinkornstreuer

Säkombination

Rapsbeisaaten 2023/2024

Betriebsvariante

Betriebsvariante

Erdklee und Perserklee

Erdklee und Perserklee

Optima GreenLife RAPSPRO gegen Floh

Optima GreenLife RAPSPRO gegen Floh

Optima GreenLife RAPSPRO plus

Optima GreenLife RAPSPRO plus

Terra Life BrassicaPro

Terra Life BrassicaPro

Colzafix N-Power

Colzafix N-Power

Colzafix Sun

Colzafix Sun

Beisaat fein

Beisaat fein

Beisaat grob

Beisaat grob

Null-Parzelle

Null-Parzelle

Demoanlage in Scheyern 2023

Demoanlage in Scheyern 2023

Mischungen im Einzelnen:

Aussaatstärke 10-12,5 kg/ha

Aussaatstärke 10-12,5 kg/ha

Aussaatstärke 10-12,5 kg/ha

Aussaatstärke 10-12,5 kg/ha

Aussaatstärke 15 kg/ha

Aussaatstärke 15 kg/ha

Colzafix

Aussaatstärke 30 kg/ha

Colzafix sun

Aussaatstärke 30 kg/ha

Ackerbohnen

Aussaatstärke 40 kg/ha

Herbizideinsatz in Beisaaten

PflanzenschutzvariantenZoombild vorhanden

Foto: Stadler

Aufgrund der schnelleren Bedeckung und Bestandsschluss kann die Herbizidaufwandmenge um bis zu 50% reduziert werden. Die Kenntnis der standorttypischen Verunkrautung vorausgesetzt.
Die Herbizidverträglichkeit der Beisaaten ist unterschiedlich. Als besonders robust gelten Ackerbohnen, Wicken und Buchweizen. Empfindlicher sind die Kleearten. Eine weitere Möglichkeit ist es, die Herbizidmaßnahme auf das Frühjahr zu verlegen.

Konkurrenzverhalten Beisaaten und Raps

Vielfach wird befürchtet, dass die Beisaaten den Raps im Wachstum beeinträchtigen könnten. Dies ist nicht der Fall. Findet der Raps optimale Wachstumsbedingungen vor, dann drängt er die Beisaat zurück und dominiert den Bestand. Auf Flächen mit weniger günstigen Bedingungen für den Raps bleibt dieser klein und lässt ausreichen Platz für die Beisaaten, die sich dann entsprechend gut entwickeln können. Eine Konkurrenz entsteht also nicht.
Ackerstreifen mit und ohne Beisaat

Ackerstreifen mit und ohne Beisaat

Gut entwickelter Raps

Gut entwickelter Raps mit unterständiger Beisaat

Schwach entwickelter Raps

Schwach entwickelter Raps mit Beisaat

Beisaaten mit Weißklee

Der Weißklee ist winterhart und kommt im Herbst praktisch nicht zur Geltung. Seine Entwicklung beginnt erst, wenn der Raps Richtung Abreife geht und seine Blätter verliert, wodurch Licht auf den Boden gelangt. Bei gut entwickelten Beständen kann nach der Ernte auf eine Stoppelbearbeitung zur Bekämpfung von Ausfallraps verzichtet werden. Der Weißkleebestand kann sich im Herbst noch sehr gut entwickeln und dadurch den Boden verbessern. In dem Mikroklima des Weißkleebestand werden die ausgefallenen Rapskörner unschädlich gemacht.
Weißkleebestand

Weißkleebestand mit Rapsstoppeln nach der Rapsernte

Lockerer, krümeliger Boden

Lockerer, krümeliger Boden

Dichter Weißkleebestand

Dichter Weißkleebestand